Was ist Leben? – Dieser Frage, die schon fast anmaßend wirkt, wenn man meint, sie ganzheitlich beantworten zu können, geht Erwin Schrödinger 1943 in Dublin erst in einer Vorlesung nach. Sie sollte 1944 Grundlage für das gleichnamige Buch bilden.

Erwin Schrödinger ist jedoch eher bekannt für seine wissenschaftlichen Arbeiten im Bereich der Quantenmechanik. So verblüfft es nicht, dass er die Frage aus dem Titel nicht aus dem rein biologischen Blickwinkel beantwortet. Vielmehr verknüpft er die zu seiner Zeit neuesten Erkenntnisse im Bereich der Genetik mit den Aspekten der Quantenmechanik. Das soll aber keinesfalls abschreckend erscheinen, da man nicht von mathematischen Formeln überwältigt wird.

In der ersten Hälfte des Buches geht Schrödinger auf die damalig bekannten Mechanismen der Vererbung und von Mutationen ein. Der ein oder andere Leser freut sich hier eventuell über eine kleine Auffrischung seines Wissens. Darauf aufbauend erklärt er die Stabilität von Erbmaterial und die Prinzipien von Mutationen quantentheoretisch. Er bezeichnet das Erbgut als „aperiodischen Kristall“, dessen Aufbau aus sich nicht wiederholenden Strukturen gewährleistet, eine Vielzahl möglicher Anordnungen zu codieren. Auch schreibt er über den scheinbaren Widerspruch zwischen hochgeordnetem Leben und dem 2. Hauptsatz der Thermodynamik und erklärt, Organismen nähren sich von „negativer Entropie“, um diesem zu entfliehen.

Neben der eigentlichen Thematik ist die Einordnung des Buches in den wissenschaftshistorischen Kontext interessant. Um die Zeit des Erscheinungsjahres 1944 war die Zusammensetzung des Erbguts keineswegs feststehend. Erst nach und nach und schließlich durch die Aufklärung der Struktur der DNA durch Watson und Crick 1953 galt das Erbgut als identifiziert.

Das Buch ist sachlich geschrieben, aber oder genau deshalb eine gute Sache für alle, die sich neben den Lebenswissenschaften ein wenig für deren physikalische Grundlagen interessieren.

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