Als dünne empfindliche Membran, die für die Schallübertragung im Mittelohr unerlässlich ist, steht das Trommelfell unter Dauerstress: mechanische Einflüsse, Traumata oder Infektionen – es bekommt alles zu hören. Während sich kleine Perforationen und Risse ohne medizinische Eingriffe selbst regenerieren können, erfordern größere Schäden stärkere Maßnahmen oft chirurgischen Mittels.
Als vielversprechender Ansatz zur beschleunigten Heilung hat sich der Heparin-bindende EGF-ähnliche Wachstumsfaktor (HB-EGF) herausgestellt, der entscheidend zur Epithelisierung und Zellmigration beiträgt - zwei Schlüsselprozessen der Wundheilung. Bei HB-EGF handelt es sich um ein 87 Aminosäuren langes sekretiertes Glykoprotein, das durch hochregulierte Genexpression von Immunzellen produziert und ins Zellumfeld abgegeben wird. Über seine heparinbindende Domäne kann HB-EGF an Heparansulfat-Proteoglykane auf Zelloberflächen oder in der Matrix binden. Dies ermöglicht eine lokal konzentrierte effiziente Signalübertragung. Darüber hinaus schützt die Bindung an Heparin vor Inaktivierung und Proteolyse – zumindest bedingt. Denn bei zellulärem Stress oder entzündlichen Reizen können Proteasen die Ektodomäne von HB-EGF trotz Heparinbindung abspalten. Dadurch entsteht die lösliche, biologisch aktive Form, die gezielt Zellproliferation und Migration stimuliert – zwei essentielle Prozesse der Gewebereparatur. Jedoch gilt wie so oft: was in Maßen heilt, kann im Übermaß schaden. Bei Überexpression oder fehlender Regulation kann HB-EGF auch zu Förderung von Tumorwachstum beitragen – ein schmaler Grat zwischen Zellregeneration und Tumorprogression.